Wenn man sinnvoll über eine nachhaltige Entwicklung nachdenken will, muss unserer Meinung nach auf der Basis des Standes der Wissenschaft versucht werden, zu verstehen,
wie wurde, was ist (Dynamik der Erdkruste, Dynamik des Klimas, biologische Evolution, kulturelle Evolution, gesellschaftliche Evolution,
Wechselwirkung all dieser Faktoren),
wie unser Lebensraum funktioniert,
wie die Biosphäre funktioniert,
wie wir Menschen unsere Welt wahrnehmen, Eindrücke verarbeiten, beurteilen und in Handlungen umsetzen,
was uns Menschen antreibt, so zu handeln, wie wir handeln,
wie es zur Kluft zwischen dem kommt, was wir Menschen sagen und dem was wir tun,
wie unser Gemeinwesen funktioniert.
Welche Schlussfolgerungen der Einzelne aus den Erkenntnissen der Wissenschaft zieht, hängt von seiner Wertordnung ab. Um politisch handlungsfähig zu sein, muss deshalb eine gemeinsame Wertebasis gefunden werden. Es geht dabei auch um eine Annäherung der Welt- und Menschenbilder der Beteiligten.
Zur Bedeutung des Wissens In seinem Buch „Umweltbewusstsein und Verkehrsverhalten. Empirische Analysen zur Verkehrsmittelwahl und der Akzeptanz umweltpolitischer Maßnahmen“ (Verlag Rüegger, Zürich, 1996) arbeitet Axel Franzen (Uni Bern) die Bedeutung heraus, die fundierten Kenntnissen der Bürger über ihre Umwelt zukommt, wenn es um politische Entscheidungen geht.
Das Buch widmet sich zwei Fragen:
Welchen Einfluss haben umweltbezogene Einstellungen auf alltägliche umweltrelevante Handlungen von Individuen?
Welchen Einfluss hat das Umweltbewusstsein auf das Abstimmungsverhalten und die Akzeptanz umweltpolitischer Maßnahmen?
Obwohl umweltbezogene Einstellungen im Verkehrbereich das Verhalten kaum beeinflussen, darf daraus nach Ansicht des Autors nicht geschlossen werden, dass Umweltwissen und Umweltbewusstsein für die Lösung von Umweltproblemen irrelevant seien. Dem Umweltwissen und Umweltbewusstsein kommt nämlich nach seinen Untersuchungen beim Abstimmungsverhalten und bei der Akzeptanz umweltpolitischer Maßnahmen eine herausragende Bedeutung zu.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen deutlich, dass wir nicht auf individuelle Verhaltensänderungen setzen sollten. Es geht vielmehr darum, auf gesellschaftlicher und politischer Ebene „Leitplanken“ zu schaffen, die den Einzelnen wirkungsvoll in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung führen. Ob das gelingt, hängt wesentlich davon ab, in welchem Umfang das notwendige Wissen in den Köpfen der Bürger präsent ist. Verteilt sich das notwendige Wissen in der Bevölkerung zu heterogen (was gegenwärtig der Fall ist), dann besteht in einem demokratischen Gemeinwesen kaum eine Chance, in vertretbarer Zeit politische Rahmenbedingungen zu etablieren, die eine nachhaltige Entwicklung fördern.
Es besteht nämlich erst Aussicht, eine nachhaltige Entwicklung in Gang zu bringen, wenn die Bürger mehrheitlich verstanden haben, dass Struktur- und Organisationsfehler in einem Bildungssystem, einem Gemeinwesen oder einem Weltwirtschaftssystem, die eine nachhaltige Entwicklung systematisch behindern, nicht dadurch überwunden werden können, dass nur jeder für sich versucht, sein Verhalten als Elternteil, Produzent, Konsument, Verkehrsteilnehmer oder Patient ein bisschen zu ändern. Viel mehr wäre notwendig, dass jedermann einsieht, wie wichtig es ist, sich zu vernetzen und gemeinsam darauf zu dringen bzw. dabei mitzuwirken, den Zwang zur Nachhaltigkeit schon in den Spielregeln auf lokaler, regionaler und globaler Ebene zu verankern!
Wie Bürger jeden Alters an ökologische Prozesse in der Landwirtschaft herangeführt werden können, finden Sie unten in der Rubrik „Praktische Übungen“.