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Der Zustand der Gesellschaft, die Unfähigkeit von Bürgern und Entscheidungsträgern die Vorgaben von Rio umzusetzen, weisen, wie schon oben angesprochen, auf ungeeignete politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen sowie auf horrende Defizite in unserem Bildungswesen hin.
Unter Bildung soll hier ein lebenslanger Prozess verstanden werden, in dem ein Individuum, angemessen unterstützt von der Gesellschaft, sich ständig bemüht, sein Allgemeinwissen auf der Höhe der Zeit zu halten, die eigene Werthaltung sowohl auf ihre interne Stimmigkeit als auch auf ihre Verträglichkeit mit dem eigenen Wissen zu überprüfen und das Verhalten mit den gewonnen Einsichten in Einklang zu bringen.

Den Kern unseres Allgemeinwissens sollte dabei der Stand der Wissenschaft in folgenden Bereichen bilden:

  • Wie wurde, was ist (Dynamik der Erdkruste, Dynamik des Klimas, biologische Evolution, kulturelle Evolution, gesellschaftliche Evolution, Wechselwirkung all dieser Faktoren),
  • menschliche Wahrnehmungs-, Verarbeitungs-, Beurteilungs- und Verhaltenseigenschaften,
  • Funktionsweise unserer Gesellschaft,
  • Funktionsweise unseres regionalen Lebensraums,
  • Funktionsweise unseres Lebensraums Erde.

Wissenschaftliche Erkenntnisse werden zu selten mit Hilfe von Experimenten  vermittelt, so dass auch deutlich wird, mit welchen Methoden man was über die Welt erfahren kann.

Schleichende und submikroskopische Prozesse, die unserer Wahrnehmung entgehen, werden zu wenig durch Simulation im Zeitraffer bzw. durch Trickdarstellung sinnlich zugänglich gemacht.

Der Bildungsprozess fördert die Fähigkeit zu vernetztem, interdisziplinärem Denken sowie zu fruchtbarer Zusammenarbeit mit anderen nicht im notwendigen Ausmaß.

Es fehlt eine gesetzlich verankerte, lebenslange Allgemeinbildungspflicht, die sicherstellt, dass die Bürger dauerhaft in diesen Bildungsprozess eingebunden bleiben.

Weil wir kein Schul- und Erwachsenenbildungssystem besitzen, das die Bürger mit einem entsprechenden Bildungsprozess begleitet, besteht der gesellschaftliche Diskurs über den Weg zur Nachhaltigkeit im wesentlichen aus nichts sagenden Gemeinplätzen, fruchtlosen Schuldzuweisungszyklen und einem Herumdoktern an Symptomen. Wären die Bürger mehrheitlich vertraut mit dem, was man über die Prozesse weiß, die in ihnen, in ihrer sozialen Umwelt und in ihren Lebensräumen ablaufen, dann würden sie mit der Suche nach den Ursachen der Reformunfähigkeit unserer Gesellschaft bei sich selbst anfangen und in ihrem Alltagsverhalten die Wurzel des Problems erkennen. Für sie wäre einsichtig, warum eine Änderung unseres praktizierten Wertesystems für eine zukunftsfähige Entwicklung notwendig ist, weshalb eine Effizienzrevolution nur dann hilfreich ist, wenn sie von nachhaltigkeitstauglichen Effizienzkriterien getragen wird, und weshalb der einzelne Bürger, obwohl er sich zur Nachhaltigkeit bekennt, es nicht von sich aus schafft, sein Verhalten entsprechend zu ändern.

Die weitgehend unbewusst erworbenen Bewertungskriterien für gut oder schlecht, angenehm oder unangenehm, befriedigend oder unbefriedigend zu ändern, erfordert eine gewisse Reorganisation des emotionalen Bewertungssystems in unserem Gehirn.
Das unterscheidet diesen Lernprozess von rein kognitiven Lernprozessen und macht ihn zu einem langwierigen Vorhaben. Traumatische Ereignisse können einen spontanen Wandel im emotionalen Wertesystem eines Menschen hervorrufen. Es ist nur nicht vorher absehbar, in welche Richtung der Wandel laufen wird. Auf traumatische Ereignisse zu setzen, um in Sachen Nachhaltigkeit weiter zu kommen, wäre deshalb unsinnig und menschenverachtend. Wenn der einzelne Mensch in der Regel nicht in der Lage ist, sein Verhalten gemäß den eigenen kognitiven Einsichten umzustellen, welche Möglichkeiten bleiben dann noch?

Literatur

Bernd Siebenhüner:Homo sustinenz - Auf dem Weg zu einem Menschenbild der Nachhaltigkeit
Metropolis Verlag, Marburg 2001

Maria Wuketits, Franz M. Wuketits :Humanität zwischen Hoffnung und Illusion. Warum uns die Evolution einen Strich durch die Rechnung macht
Kreuz-Verlag, Stuttgart 2001

Manfred Spitzer:Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens
Elsevier, München 2007

Gerhard Vowinckel:Verwandtschaft, Freundschaft und die Gesellschaft der Fremden. Grundlagen menschlichen Zusammenlebens
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995

Gerhard Roth:Fühlen, Denken, Handeln. Wie das Gehirn unser Verhalten steuert
Suhrkamp Verlag, Frankfurt, 2001

Hildmann, W. Ripl et al: Bioziönosenkernsturktur, Funktionale Landschaftsanalyse
im A. Rothschild Wildnisgebiet Rothwald
Systeminstitut Aqua Terra, TU Berlin 2004 / www.aquaterra-berlin.de

W. Ripl, K.-D. Wolter: Stoffstrommanagement nach dem Energie-Transport-Reaktions-Modell (ETR-Modell)
Wasser u. Boden, 53/10 (2001) S. 4-9. Blackwell Wissenschaftsverlag, Berlin.   

L.H. Gunderson, C.S. Holling (eds.): Panarchy: understanding transformations in human and natural systems
Island Press, Washington D.C.  2002


 

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