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Am Ende der Eiszeit waren die Entwicklungschancen für die Menschen in den verschiedenen Regionen der Erde unterschiedlich, weil die Menschen unterschiedliche ökologische Voraussetzungen, geografische Gegebenheiten und klimatische Bedingungen vorfanden.

Die Menschen Eurasiens profitierten von der großen Zahl an kultivierbaren Pflanzen und domestizierbaren Tieren. Die Ausbreitung kultureller Errungenschaften in der Landwirtschaft wird durch die stark ausgeprägte West-Ost-Ausdehnung des Kontinents erleichtert. In Afrika war das Angebot an kultivierbaren Pflanzen und domestizierbaren Tieren geringer.  Da der Kontinent stärker Nord-Süd ausgerichtet ist, als Eurasien, stieß die Ausbreitung kultureller Errungenschaften im Bereich der Landwirtschaft auf größere Widerstände. Der amerikanische Kontinent verfügte über noch weniger kultivierbare Pflanzen und domestizierbaren Tiere als Afrika.  Die Ausbreitung kultureller Errungenschaften war wegen der extremen Nordsüd-Ausrichtung des Kontinents am schwierigsten. Die Ausrichtung eines Kontinents ist für die Ausbreitung der kulturellen Errungenschaften in der Landwirtschaft deshalb von Bedeutung, weil die klimatischen Änderungen in Ost-West-Richtung milder ausfallen als in Nord-Süd-Richtung.

Die vorindustriellen Kulturen veränderten die Pflanzendecke, die Eigenschaften der Böden, den Stoff- und Energiehaushalt sowie das Kleinklima ihres Lebensraums.

Neueste Untersuchungen der Klimatologen stützen die These, dass diese Veränderungen schon messbare Auswirkungen auf das Klima der Erde hatten. In Europa bedeuteten die Veränderungen vor allem, dass Wald gerodet und durch Wiesen und Äcker ersetzt wurde. Dadurch wurden die Bodenerosion erhöht, die Wasseraufnahme- und Wasserrückhaltefähigkeit der Böden sowie die Evapotranspiration reduziert, der Abfluss der Niederschläge beschleunigt und die Beziehungen zwischen Produzenten, Konsumenten und Destruenten so verändert, dass sich die Koordination der biologischen Auf- und Abbauprozesse in den neuen Ökosystemen deutlich verschlechterte. Das zog einen stark erhöhten Nährstoffaustrag aus den Böden nach sich und führte zu stärkeren Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen zwischen Tag und Nacht. Außerdem wurde die Temperaturverteilung in der Landschaft inhomogener.

Weil die Menschen die Böden durch den Ackerbau degradierten, waren sie mit einem allmählichen Rückgang der Produktivität ihrer Äcker konfrontiert. Vor der Nutzung fossiler Energie (Kohle, Öl, Gas) versuchten die Menschen dem entgegenzuwirken, indem sie andere Landschaftsteile ökologisch ausbeuteten, wenn Wanderfeldbau aufgrund der Bevölkerungszahlen nicht mehr möglich war. Sie düngten ihre Äcker mit Gras, Laub und Streu und entzogen dadurch den Dauergrünflächen und dem Wald Nährstoffe. Als Folge davon degradierten die Menschen allmählich auch diese Lebensräume.


Kulturen auf vergleichbarem Entwicklungsniveau haben ihren Lebensraum in vergleichbarer Weise degradiert, obwohl sie unterschiedliche Religionen und Vorstellungen von der Stellung des Menschen in der Natur besaßen. Für den Umfang, in dem sie ihren Lebensraum degradiert haben, scheinen die ökologischen Eigenschaften des Lebensraums, der jeweilige technische Entwicklungsstand, das Bevölkerungswachstum, die Bevölkerungsdichte und das Ausmaß an gesellschaftlicher Organisation, über das sie verfügten, entscheidend gewesen zu sein. 

Die Besiedlung von Neuland durch den Menschen war auf allen kulturellen Entwicklungsstufen mit einer Vernichtung von Arten (besonders im Bereich der Großtiere) verbunden. - Beispiele, die das belegen, findet man bei der Besiedlung Australiens, Amerikas, Madagaskars, Hawaiis und Neuseelands.

Art und Umfang der Eingriffe der Menschen in die ökologischen Prozesse waren dem jeweiligen Kenntnisstand der Menschen über die Funktionsweise ihres Lebensraums nicht angemessen. Der zeitliche, räumliche und soziale Horizont, der die Alltagsentscheidungen der Menschen leitete, war gemessen an den Auswirkungen ihres Handelns zu eng. Dadurch kam es zur Anhäufung von Fehlern, was sowohl zu Über- und Fehlnutzung des Lebensraums als auch zu sozialen Verwerfungen führte. Beides zog unsägliches menschliches Leid nach sich. In Kombination mit Klimaschwankungen wurde dieses Fehlverhalten den früheren Hochkulturen zum Verhängnis. Beispiele dafür sind: Sumerische Kultur (Irak), Induskultur (Pakistan/Indien), Caral-, Moche- und Nasca-Kultur (Peru), Maya-Kultur (Mittelamerika), Anasazi-Kultur (Südwest-USA), Altägyptisches Reich, Axum-Kultur (Äthiopien), polynesische Kultur auf der Osterinsel (Südpazifik).


Urwälder, die auf verschiedenem Untergrund (von nährstoffarmem Sand bis nährstoffreichem Löss) wachsen, unterschieden sich in ihrer Netto-Primärproduktion weit weniger als das der Fall ist, wenn die gleichen Standorte landwirtschaftlich genutzt werden, ohne dabei künstlichen Dünger einzusetzen. Diese Unterschiede sind darauf zurück zu führen, dass natürliche Lebensgemeinschaften wie Urwälder über bessere Selbstorganisationseigenschaften verfügen als die Lebensgemeinschaften der Agrarlandschaft.

Was die Erfahrungen der letzten 500 Jahre betrifft, so wird meist auf das Nachhaltigkeitskonzept  verwiesen, das sich in der Forstwirtschaft entwickelt hat. Nach ihm darf man dem Wald jedes Jahr nur soviel Holz entnehmen, wie im gleichen Zeitraum nachwächst. Leider reicht die Befolgung dieser Anweisung nicht aus, langfristig eine ökologisch nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes zu garantieren. Denn es spielt auch eine Rolle, welche Bäume, wann, in welcher Weise eingeschlagen und wie abtransportiert werden sowie wie viel des entnommenen Materials, in welchem Zeitraum und in welcher Form wieder auf die genutzten Flächen zurückgebracht wird, um den ökologischen Kreislauf zu schließen und ökologische Nachhaltigkeit zu sichern. Es fehlen systematische Langzeitvergleichsuntersuchungen, die belegen, dass nachhaltig genutzte Forste denselben ökosystemaren Wirkungsgrad und damit dieselbe ökologische Nachhaltigkeit besitzen wie intakte Urwälder.

Um überleben zu können, waren die Menschen gezwungen, mehr Nahrungsmittelkalorien zu ernten, als sie zur Produktion der Nahrungsmittel benötigten. Sie saßen, wie Umwelthistoriker das nennen, in der Sonnenenergiefalle. Mit dem Einsatz fossiler Energie gelang der Ausbruch aus dieser Falle. Die moderne Landwirtschaft verbraucht für Bodenbearbeitung, Aussaat, Düngung, Biozideinsatz, Ernte und Lagerung der Nahrungsmittel weit mehr Energie als sie an Energie in Form von Nahrungsmitteln hervorbringt. Diese Ineffizienz ist nur möglich, weil sie durch den Erntefaktor bei fossiler Energie überkompensiert wird. Man kann es sich z. B. leisten zur Gewinnung einer Nahrungsmittelkalorie drei Kalorien fossiler Energie in Form von Erdöl einzusetzen, wenn man mit dem Einsatz von einer Kalorie in Form von Erdöl 10 Kalorien Erdöl aus einer Lagerstätte gewinnen kann.
Obwohl die europäischen Bauern auf jungen, mineralstoffreichen Böden wirtschaften konnten, hat Europa in den letzten 500 Jahren etwa die Hälfte seines Bevölkerungszuwachses in  andere  Kontinente (Nord- und Südamerika, Australien, Südafrika, Sibirien) exportiert.

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